Coaching oder Psychotherapie für Gesundheitsfachpersonal

Die Lebenszeitprävalenz für psychische Erkrankungen ist hoch. Laut der nationalen Versorgungsleitlinie “Unipolare Depression” (NVL sind S3-Leitlinien) wird die Inzidenz einer Major Depression mit 6,8% pro Jahr geschätzt. Die Lebenszeitprävalenz für Depression liegt bei 16-20%. Burnout kann unter den spezifischen Diagnosen mit Z73 verschlüsselt werden und fällt daher nicht unter die F Diagnosen, also die Diagnose psychischer Erkrankungen. Es gibt jedoch Kolleg*innen aus der Psychiatrie oder Psychotherapie, die der Ansicht sind, dass Burnout dem Spektrum der Depression zugeordnet werden kann.

Die Belastung im Gesundheitswesen wächst stetig. Ich habe, wie wahrscheinlich viele andere auch, die Hoffnung gehabt, dass es nach der Coronapandemie ein Erwachen gibt und eine größere Wahrnehmung der Bereiche, die wir in jedem Fall schützen müssen.

Als medizinisches Personal haben wir in meinen Augen mehrere Säulen zu tragen: Unser eigenes Leben, die Schicksale unserer Patient*innen und zu guter letzt auch die durch das Arbeitsumfeld gegebenen Stressoren wie Arbeitsverdichtung und Schichtdienst.

Ich stelle mir also die Frage: Warum warten bis es zu spät ist? Warum riskieren, sich so lange fertig zu machen, bis man erst keine Freude an seinem gewählten Beruf mehr empfindet, um schlussendlich keine Freude mehr an anderen Aktivitäten zu haben, die einen sonst erfüllten. Wenn Ihr diesen Blog lest, dann habt Ihr Euch entweder ähnliche Fragen selber gestellt oder wart, bzw. seid, vielleicht sogar selber betroffen. Depressionen und Burnout sind heimtückisch. Manchmal merkt man längere Zeit gar nicht, dass etwas nicht stimmt. Manchmal bleibt man in bestimmten Bereichen seines Lebens erstaunlich funktional. Kurt Krömer beschreibt das in seinem Buch „Du darfst nicht alles glauben, was du denkst“ und Interviews sehr sehr eindrücklich.

Ist man zu schwach, wenn man an Burnout oder Depressionen leidet? Ist man selber daran Schuld?! Selbstverständlich nicht. Gemäß dem bio-psycho-sozialen Krankheitsmodell der Depression sind diese Erkrankungen multifaktoriell. Vielleicht kann man man einen ganz spezifischen Auslöser identifizieren, dennoch bleibt im Kern eine Unausgewogenheit zwischen prädisponierenden Faktoren und Schutzfaktoren. Diese sind nur zum Teil durch einen selbst modifizierbar. Aber es ist genau diese Tatsache, die es uns ermöglicht, präventiv tätig zu werden. Einige Kolleg:innen sind extrem gut darin und bauen sich über verschiedenste Hobbys (Sport wäre da z.B. eines mit gleich mehreren Schutzfaktoren für verschiedenste Probleme) eine Brücke in ein (auch) psychisch anhaltend gesundes Leben. Aber Hobbys sind nicht unbedingt alles und wir sind nicht alle gleich. Genau aus diesem Grund denke ich, dass man im professionellen Kontext präventiv “Hilfe” suchen kann und sollte.

Ich selber besuche zur Zeit den “Flameproof Course” von Rob Ormond und Scott Weingardt, in dem über 12 Lektionen Techniken besprochen werden, die sich zum großen Teil auf den Beruf und “Burnoutbehandlung” bzw. Prävention beziehen.

Ich will Euch in den kommenden Wochen und Monaten einen Eindruck davon geben und ein paar wesentliche Konzepte zusammenfassen.

Bis dahin, alles Liebe und passt auf Euch auf

Euer Sven

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